Berlin, Juni 2007
Wachstumsstrategie und Firmenphilosophie

In diesen Tagen war in vielen deutschen Tageszeitungen zu lesen, dass der japanische Autokonzern Toyota seinen US-Wettbewerber General Motors als größten Hersteller der Welt ablöste, der diesen Platz über 75 Jahre inne hatte.
Ich wollte diese Meldung auf der Webseite von Toyota nachlesen und wurde nicht fündig! Absicht? Ich las viel über THE TOYOTA WAY und THE ´COROLLA´ PHILOSOPHY: „Putting ourselves in the customers’ shoes“. Die Leitfrage „Für welche Leistungen bezahlen uns unsere Kunden?“ führte Toyota zu der Schlussfolgerung, alle Leistungen, für die der Kunde nicht bezahlt, als überflüssig zu streichen.
Der Fokus auf die Kundenbedürfnisse ist der Maßstab für alle Prozesse und nennt sich „Pull-Prinzip“. Toyota betrachtet und steuert seine Prozesse von „hinten nach vorne“, also vom Kunden, dem Service und Vertrieb über die Produktion und die Lieferanten; entgegen dem Fluss.
Wachstumsstrategien sind Management-Aufgaben und liegen naturgemäß in der Hand weniger. Daraus eine Firmenphilosophie zu machen ist nicht jedermanns Sache und der TOYOTA WAY ist sicher nicht der einzige Weg, als Unternehmen erfolgreich zu sein.
Aktuelle Wirtschaftsmeldungen aus der IT-Branche stehen in keinem Zusammenhang zu Toyota. Dennoch stelle ich den Bezug her: sie sind genauso aktuell, es geht um Wettbewerb und sie werden in der Regel ganz anders vermarktet.
Ich hinterfrage:
  • Wird bei der Übernahme eines IT-Unternehmens durch einen Konkurrenten der Kunde vorher gefragt?
  • Wird ein IT-Unternehmen erfolgreicher, das einen Konkurrenten verklagt?
  • Wird ein IT-Unternehmen, das nahezu alle Mitarbeiter eines Konkurrenzunternehmens abwirbt, am Ende auch dessen Kunden gewinnen?
  • Ist es sinnvoll, proprietäre IT-Lösungen zu programmieren?
NEIN! Denn wer Wettbewerber mit Leichtigkeit schluckt und seinen Kunden nur die eigenen Unternehmensziele verkauft und hierfür wechselnde Strategien parat hat, der verspielt das Vertrauen der Kunden.
Gerade die mittelständischen Unternehmen müssen sich an ihren Aussagen messen lassen. Die IT-Branche vermittelt Qualität und Investitionssicherheit ihrer erklärungsbedürftigen Produkte und Dienstleistungen anders als ein Autohersteller. Das Auto ist schneller gewechselt als die Unternehmenssoftware und manchem Anbieter erscheint es einfacher, die Kundenbindung durch eine proprietäre IT-Lösung zu erzielen als durch Qualität und Leistung.
Die Motivation dienstleistungsorientierter IT-Unternehmen die Lösungen für ihre Kunden ständig zu verbessern, kann durch nichts übertroffen werden. Also: In Zeiten, in denen nichts mehr so ist, wie es früher einmal war, sollten Sie auf Partner achten, die sich die Schuhe des Kunden anziehen!

Jens Kramer